Saturday 22 October 2011

warten auf die flut - in Sukhumvit Soi 26

Ich bin erst seit zwei Tagen wieder in der Stadt, zurueck von einer Reise nach Panama, Amsterdam und Bruessel. Die Schreckensmeldungen der brechenden Daemme im Norden von Bangkok, wo ganze Landstriche geflutet werden, um die Hauptstadt zu retten, habe ich vor dem Abflug aus Europa noch ganz gut verdraengen  koennen. Bin dann aber doch nervoes geworden und habe doch noch kurz vorher meinen Kollegen aus dem Bett geholt, um zu hoeren, ob ueberhaupt taxis fahren, ob ich ueberhaupt nacht Hause kommen. Ich wohne in der Innenstadt, die nun zur Gefahrenzone 1 zaehlt, das ist die niedrigste Stufe und das Wasser soll hier im schlimmsten Fall nur 50cm hoch steigen. Meine Wohnung ist im 2. Stock in einem soliden Betongebaeude. Das Tor und die Eingangstuer laesst sich mechanisch oeffnen, ich fuehle mich also ganz sicher (kaufe morgen Kerzen und noch mehr Wasser). Aber wenn das Wasser bei mir steht, dann heisst das, dass die ganze 12 millionen Einwohnerstadt unter Wasser steht, die Randbezirke bis zu 2 Meter.
Bangkok ist auf Sumpf gebaut. Im Sumpf einer maeandernden Flussmuendung. Wenn die Stadt jetzt nicht weggeschwemmt wird, dann in den naechsten 10 - 20 Jahren ganz bestimmt. Vom Meer und den Fluessen verschluckt, der ganze Beton. Das Foto unten ist eine meiner Lieblingsbaustellen in meiner Nachbarschaft. Diese 50 stoeckigen Wohnhaustuerme stehen alle auf schwabbeligem Schlamm, kaum zu glauben dass da oben jemand wohnen will.



Meine Nachbarn bereiten sich vor, die Bank wird mit Sandsaecken geschuetzt und der japanische Lokalbesitzer baut eine kleine Mauer vor den Eingang. Und es hoert und hoert nicht auf zu regnen.



Das Foto habe ich von meinem Balkon aus aufgenommen, man sieht leider nicht, wie hoch die Bordsteine sind, aber die Damen haben eine ganze Weile gezoegert, bis sie sich entscheiden konnten da durch zu waten. Da wurde mir dann auch klar, warum hier alles oberirdisch verkabelt ist, kuriose Kunstmonster diese Oberleitungsnetze.



Naja, dann bin ich jetzt also wieder zu hause, in der Stadt der Engel, die absaeuft. Nach all den Menschen, Meetings und Metropolen fuehle ich mich wie von einer Klassenfarht zurueck gekommen. Innerlich leer, erschoepft und doch aufgedreht wegen all der emails die geschrieben wurden, und noch mehr wegen all derjenigen, die nicht geschrieben wurden, die Ruhe nicht so gut aushaltend mache ich dann, was ich immer mache, wenn es mir so geht: ich putze.

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